1250 bis heute - Reinbek schreibt (seine) Geschichte
Käme der Erbauer von Schloss Reinbek, Herzog Adolf I. von Schleswig-Holstein-Gottorf, noch einmal hierher, würde er sich sicher sofort heimisch fühlen. Die offene Dreiflügelanlage, erbaut nach französischen Vorbildern im niederländischen Stil, war als reines Lustschloss gedacht. Nach der Zeit der Herzöge erlebte Schloss Reinbek allerlei Verwandlungen - um heute wieder ein Haus für berührende und erholsame Momente zu sein.
1250 | Gründung eines Klosters für Zisterzienser-Nonnen in Reinbek |
1534 | Einäscherung des Klosters |
1572-1576 |
Schlossbau auf dem Klostergelände durch Herzog Adolf v. Schleswig-Holstein-Gottorf (1526-86)
|
1647-1867 |
Sitz der herzoglichen und königlich dänischen Amtmänner von Reinbek
|
1868 | Sitz des 1. preußischen Landrates von Stormarn |
1874 |
Verkauf des Schlosses und Umbau zum Hotel mit neuem gotisierenden Mittelbau und Schließung der Arkaden
|
1939 |
Verkauf des Schlosses an die Freie und Hansestadt Hamburg, Umbau zum "Reichsinstitut für ausländische und koloniale Forstwirtschaft"
|
1972 |
Erwerb des Schlosses durch den Kreis Stormarn und die Stadt Reinbek
|
1977-1987 |
Restaurierung des Schlosses mit finanzieller Hilfe des Bundes und der Länder Hamburg und Schleswig Holstein
|
Ein erfolgreicher Stratege
Herzog Adolf, 1526 als Sohn des dänischen Königs geboren, trat als 18-jähriger die Herrschaft über sein neugebildetes Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf an. Sein Land war arm und verschuldet. So stellte er sich in den Dienst Kaiser Karls V. und wurde ein bedeutender Heerführer. In England warb er um die Hand der Königin Elisabeth I. Wie alle 16 abgewiesenen Freier erhielt er den englischen Hosenbandorden. In seinem Wappen ist die Auszeichnung abgebildet.
Aus den Feldzügen kehrt er wohlhabend zurück und errichtet Schloss-Neubauten in Kiel (1558-1567), Reinbek (1572-1576), Husum (1577-1582) und Tönning (1581-1583).
Mit seiner Ehefrau Christine, der Tochter des Landgrafen Philipp von Hessen, begründete er die Herzogslinie, die über den aufgeklärten großen Kulturstifter Friedrich III. und den Universitätsgründer Christian Albrecht bis hin zu Karl-Peter-Ulrich reichte, der als Zar Peter III. wenige Monate lang Russland regierte. Ehefrau und Nachfolgerin Katharina die Große trat das gottorfsche Rest-Herzogtum an Dänemark ab.
Das Schloss wird verkauft
Das Schloss wurde Sitz des königlichen Amtmanns. Das Amt Reinbek umfasste ungefähr ein Drittel des heutigen Kreises Stormarn. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erwog man in Kopenhagen das Gebäude abzureißen, da die Reparaturkosten für eine 'Dienstwohnung' des Amtmannes unangemessen erschien. Ein Gutachten des berühmten Regierungsbaumeisters C.F. Hansen verhinderte den Abriss.
1867 wurde Schleswig-Holstein preußische Provinz. Das Landratsamt war zunächst im Schloss, wurde dann aber nach Wandsbek verlegt und das Schloss 1874 verkauft. Zunächst war es ein Hotel, dann ein christliches Erholungsheim bis die Stadt Hamburg 1939 das Schloss erwarb. Das 'Reichsinstitut für ausländische und koloniale Forstwirtschaft' aus Tharandt bei Dresden zog in die Räume. 1943 erhielt zudem das ausgebombte Pharmazeutische Institut der Universität Hamburg hier sein Labor. Nach dem Krieg entstand aus dem Reichsinstitut die 'Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft'. 1972 kauften die Stadt Reinbek und der Kreis Stormarn gemeinsam das gesamte Areal.
Aus dem Dornröschenschlaf erwacht
Bis zu seiner Restaurierung war das Schloss kaum im Bewusstsein der Bevölkerung präsent. Das änderte sich mit dem Beginn der Restaurierung 1977. Zehn Jahre lang wurde der Renaissancebau aus den vielen Um- und Anbauten der wechselnden Nutzungen mustergültig wieder herausgeschält.
Vertreter*innen von Kreis und Stadt entwickelten ein Konzept das Schloss zum Nutzen der Bevölkerung mit neuem Leben zu erfüllen. Mit dem Architekten Horst v. Bassewitz gewann man einen Fachmann, der mit Sachverstand und Augenmaß das Schloss in seinen ursprünglichen Zustand versetzte und zugleich lebendigen Kulturbetrieb ermöglichte. Zugleich wurde der denkmalgeschützte Park neu gestaltet.
Per Vertrag mit dem Kreis Stormarn kümmert sich die Stadt Reinbek um das Denkmal und betreibt das Schloss als Veranstaltungshaus und städtisches Kulturzentrum.